Jahreslosung 2024

von Gemeinde Kaldauen

02.11.2023

Andacht zur Jahreslosung "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." 1. Korinther 16,14; mehr....


Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. 1. Korinther 16,14

Das ist sie: die Jahreslosung für 2024. „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Was die Bibel von uns fordert: Hier ist es auf eine Formel gebracht! Ganz einfach, ein Satz fürs Leben… Doch im selben Moment muss ich denken: Nichts ist schwieriger. Nichts ist anfechtbarer. Nichts gerät schneller unter die Räder als die Forderung: „Tut alles in Liebe!“

Ich muss gar nicht weit ausholen. Ich denke zuerst an mich. Nur an die kurze Strecke dieses Tages. Da habe ich mich geärgert, mich missverstanden gefühlt. Da habe ich einem andern Menschen böse Absicht unterstellt. Ich merke es gar nicht, aber so säe ich Streit. So wachsen Unverständnis und Zwietracht. Ich muss nicht weiter ausgreifen. Ich kann es förmlich spüren, wie schwer, wie fremd mir dieser Satz oft ist: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Den Satz mit der Liebe hat Paulus an den Schluss seines Briefes gesetzt. Davor stehen viele Sätze, in denen er Zwist und Streit in der jungen Christengemeinde schlichten will. Dabei ist es kein Wunder, dass es in Korinth Differenzen gab. Schließlich trafen dort Menschen verschiedener Herkunft aufeinander. Griechen und Römer, Juden und Andersgläubige. Sie kamen aus unterschiedlichen Kulturen. Sie gehörten zu verschiedenen sozialen Schichten. Es gab Reiche und Arme, Hafenarbeiter und Handwerker, Sklaven und Sklavenbesitzer. Und die Frage, was nach dem neuen Glauben erlaubt sei und was nicht, gab reichlich Anlass zu Spannungen und Konflikten. Den Satz mit der Liebe hat Paulus nicht blauäugig hingeschrieben. Er wusste, wie schwer es ist, dem zu folgen. In einem späteren Brief gesteht er: „Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.“ (Römer 7,19).

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Vielleicht – denke ich – wäre es besser, den steilen Satz herunterzubrechen. Den großen Schein in kleine Münzen zu wechseln. Es muss ja nicht gleich „alles“ sein, was in Liebe geschehen soll. „Manches“ oder „das eine oder andere“ wäre auch schon ein Fortschritt. – Und „Liebe“? Ich kann doch auch aus Freundlichkeit Gutes tun. Oder aus Vernunft, aus Respekt oder Achtung vor dem anderen. Muss denn gleich alles aus „Liebe“ geschehen? – Und was ist überhaupt mit den negativen Gefühlen? Zorn oder Wut, Neid oder Abneigung? Die gibt es ja auch. Hilft es denn, diese Gefühle zu verstecken und unter den Teppich der Liebe zu kehren?

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Der Satz hatte es damals schon schwer. Aber Paulus hat auf ihn bestanden. Er hat sogar ein Lied über die Liebe gedichtet. „Die Liebe ist langmütig und freundlich,“ steht da. (1. Korinther 13).  „Die Liebe eifert nicht. Sie sucht nicht das ihre, sondern das, was dem anderen dient.“ Die Liebe, von der Paulus singt, hat für ihn einen Namen: Jesus Christus. ER ist die Liebe Gottes in Person. ER ist langmütig und freundlich. ER eifert nicht. ER sucht nicht das seine, sondern das, was dem andern dient. ER hat bedingungslos geliebt.

Weihnachten feiern wir die Geburt von Jesus. Darum nennen wir Weihnachten das Fest der Liebe. Aber die Liebe hat es schwer in dieser Welt. Nicht anzunehmen, dass die Waffen zu Weihnachten schweigen, dass keine Bomben fallen und keine Raketen abgeschossen werden in der Ukraine, in Israel und Palästina. Jesus hat Liebe gepredigt, sogar die Liebe zu den Feinden. Er hat diese Liebe gelebt. Am Kreuz hat er für seine Feinde gebetet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“ (Lk.23,34)

Liebe ist größer ist als alles Versagen, größer sogar als die größte Schuld. Ohne die Liebe ist der Glaube sinnlos, ist die Hoffnung auf ein anderes Leben, eine friedvolle Welt umsonst. Paulus schreibt: „Nun aber bleiben Glauben, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die Größte unter ihnen.“ (1.Kor.13,13)

“Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“  Wir sind noch nicht fertig mit der Losung für das Jahr 2024. Ich hoffe, sie wird uns in allen möglichen und unmöglichen Momenten dieses Jahres daran erinnern: Die Liebe ist größer, mächtiger, stärker als alles Böse. Sie kann Wunden heilen. Sie kann Schuld vergeben. Sie kann sogar Hass überwinden. Nur sie kann das.

 

Es grüßt Sie

Ihr Pfarrer Martin Kutzschbach